Bestimmt ist bei vielen von Euch gelegentlich ein Vogel ins Haus oder auf den Balkon geflogen.
In dieser Woche hatte ich gleich an zwei Tagen Besuch.
Am Donnerstag landete ein junger Wanderfalke auf dem Balkon und am Freitag kam er wieder angeflogen und hat sich zu mir gesetzt.
Was macht man mit einem Falken auf dem Balkon? Er hatte überhaupt keine Angst, zumindest kam es mir so vor. Wenn er herfliegt, wird er auch wieder zu seinen Eltern zurück fliegen, so dachte ich mir das. Als er am Donnerstag nach einer Stunde noch immer zuschaute wie ich ein Buch las, musste was geschehen. Vorsichtig nahm ich ihn auf und warf ihn hoch in die Luft. Wild flatternd startete er durch und verschwand. Am Freitag saß er wieder da und guckte mich erwartungsvoll an. Das selbe Spiel. Nach geraumer Zeit ließ er sich hochheben und flog etwas unglücklich in unsere Hecke. Nach einer waghalsigen Klettereinlage schaffte er es dann doch mehr oder weniger geschickt zu fliegen.
Der kleine Kerl (oder ist es ein Mädchen?) ist mit einigen Geschwistern in einem ehemaligen Elsternnest, das seine Eltern erobert haben, groß geworden. Alle Geschwister werden noch von den Eltern mit Nahrung versorgt. Sie fliegen jetzt in den umliegenden Bäumen umher und üben das Jagen von Vögeln, von denen sie ausschließlich leben.
Es hat eine Zeit gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass Spatzen, Meisen und Rotschwänzchen immer weniger werden. Regelrecht dramatisch sieht es aus, wenn sich die Falken mit ungeheurer Geschwindigkeit vom Himmel stürzen. Immer wieder landet einer der Altvögel neben mir um dann mit einem Spatz in den Krallen zum Nest zu fliegen.
Vielleicht hat der kleine Falke keine Angst vor mir weil er mich ständig sieht. Vielleicht war er aber auch nur sehr verängstigt und hat sich deshalb nicht gewehrt, als ich ihn hochgehoben habe. Ich weiß es nicht und hoffe, dass es ihm gut geht.
Heute konnte ich beobachten wie ihn seine Eltern fütterten. Danach flog er, schon viel geschickter, auf ein Nachbardach.